Travel Reports / Reiseberichte

Reiseberichte/Travelreports

Mit dem Rennrad durch "Bella Italia"


Eine Reise durch sanft gewellte Landschaften, wilde Bergmassive, alte Gemäuer traditionsträchtiger Dörfer und Städte. 


So eigenwillig die Landschaftssilhouette des Stiefels anmutet, so vielfältig ist seine Landschaftsstruktur. Mit einem Straßenrad möchte  ich die vielen Facetten des gebirgigen Landes erforschen. Meine Wahl  fällt hauptsächlich auf einige der vielen Nationalparks und Naturschutzgebiete der Republik, die ich mit dem PKW bereise und mir dabei viele Rundkurse mit dem Rad ausprobiere, die ich gut mit einer langen Reise bis nach Sizilien verbinden kann. 

Es ist nur eine kleine Auswahl von unzähligen Gebieten in denen der Radfahrer auf verkehrsarmen Straßen  den Massentourismus hinter sich lassen kann. Nebenbei kann der kulturinteressierte Reisende fast überall die unermesslichen und überwältigenden Schätze der pittoresken historischen Bergstädte erkunden.

Ich beginne relativ südlich in der Emiglia Romagna in den Abruzzen, die für sich schon ein gewaltiges Terrain für Rennradenthusiasten und Trekkingbiker bieten. Eine Vielzahl von mittelschweren  Bergpässen  und kopierten Landschaftsformen steht zur Verfügung. 

Die sanften Hügel der Toskana boten sich in Nähe des Tyrrhenischen Meeres im Nationalpark der Maremma und der steilen Felseninsel des Monte Argentario an, die atemberaubende Ausblicke auf die zerklüftete Küstenlinie zulässt.

Südlich von Rom ist ein Abstecher in die Castelli Romani mit den beiden tiefen Kraterseen empfehlenswert, der Verkehr hält sich an Wochentagen trotz der Nähe zur ewigen Stadt noch in Grenzen. Besonders zu empfehlen ist der malerische Ort Nemi am gleichnamigen See dessen dunkle Gewässer eine geheimnisvolle Stimmung erzeugt.

In der Nähe liegt auch der sagenhafte Landschaftsgarten von Ninfa. Eine höhere Kunst des Landschaftsbaues  dürfte es wohl auf diesem Planeten kaum zu sehen geben.

Die Amalfiküste wird als eine der schönsten Küstenstraße der Welt beschrieben. Wen der nicht enden wollende stockende Verkehr zu Stoßzeiten nicht stört, kann hier durchaus in frühen Stunden eine unbeschreibliche schöne Tour abfahren.

Im Parco Nazionale del Cilento duften Wildblumen, Jasmin und  Wetterkerzen um die Wette. Sobald die Küste verlassen wird, befindet  sich der Radler im bergigen vereinsamten Hinterland auf kleinen anstrengenden aber gut vernetzten Asphaltstraßen und wird eins mit der Natur, sofern ihm eine gewisse sinnliche Wahrnehmung durch einer übertriebenen Technik und Leistungsaffinität , die durchaus oft zu beobachten ist, nicht abhanden gekommen ist. 

Ein unverwechselbares Süditalien polarisiert die Einwohner in den oft ärmlich anmutenden Dörfern, die sich deutlich vom reichen Norden abgrenzen.

Wer schweißtreibendes Bergterrain bevorzugt, sollte sich wie ich, den Parco delle Madonie (Betonung auf dem i) auf Sizilien vornehmen. Hier drehte ich mehrere zutiefst befriedigende Radkreisel, nicht ohne in den Dörfern die sagenhaften, traditionellen von Fingerfood -Speisen probieren. Das im Übermaß vorhandene Kulturgut, bestehend aus der arabischen, hellenischen und normannischen Vergangenheit dieser reizenden mediterranen Insel lässt dem Reisenden die Qual der Wahl. Ein Übermaß an Höhenmetern kann sich durchaus auch einstellen, was meinem  Vergnügen keinerlei Abbruch tat. Zu überwältigend sind die ginsterbedeckten Berghänge, die schattigen und duftenden Kiefern-, Lorbeer -und Steineichwälder. Einsame fast verlassen wirkende Bergdörfer laden zum Verweilen an der fast immer vorhandenen Piazza auf. Oft eröffnen sich  herrliche Ausblicke auf die Äolischen Inseln.

Meinen Kulturguthunger kann ich in dem wunderbar verruchten  Palermo, im fast schon sagenhaften Dom von Monreale und in dem größten historischen Amphitheater des steil angelegten, wenn auch besuchergeplagten Taormina stillen. Der rauchende Schlot des ständig aktiven Ätna lockt den Rennradler dann auf eine etwaige Umrundung des so oft schon desatrös  erruptierten Monsters.

Zurück auf dem Festland Richtung Norden ist der Sila Nationalpark eine der vielen Optionen, um eine gänzliche Veränderung der Vegetationszonen zu entdecken und seine Runden in völliger Einsamkeit zwischen den Seen des Lago Arvo und Ampollino zu drehen. Mäßige Asphaltqualität hält nicht davon ab, das gemäßigte Klima einzusaugen, das sich wie im heimischen Schwarzwald anfühlt.

Eine Fundgrube für Mountainbiker und Rennradler ist auch der Gargano. Hier sind in erster Linie  sehr lange und anspruchsvolle Tagesausfahrten möglich. Immer wieder entdecke ich die Namen der vergänglichen Matadoren des aktuellen Giro´d Italia die auf  Straßenbeläge gekritzelt sind.

Wie ein Fleckerlteppich bedecken die National Parks weitere Kartenausschnitte des langgezogenen Landes. Zum Abschluss wartet noch eine Belohnung am Westufer des Gardasees von der Gardessana über den Valvestino auf winzigen Sträßchen zurück über das mondäne Salo.

Nach drei Wochen Reizüberflutung bestehend aus den vielen sehr unterschiedlichen hervorragenden regionalen Speisen, dem immer gepflegten Weinangebot, den fast schon aufdringlichen Pflanzendüften, den plätschernden Quellen reinsten Wassers aus den Gebirgsquellen und dem fast schon erschlagenden Kulturhistorischen Fundus eines wunderbaren „Bella Italia“  weiß ich schon gar nicht mehr was gestern war…  Eine solche Erfahrung sollte man wie ich  im Frühsommer oder Herbst machen. Unterkünfte sind da nebenbei auch über viele Booking Apps recht einfach  zu bekommen.





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